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Die Kulturlandschaft der Mikulover Region erfuhr in einer außerordentlich fruchtbaren Ära der Spätrenaissance und des Frühbarocks und dank den Aktivitäten der bedeutsamsten Persönlichkeiten der Fürstlichen Familie Dietrichstein eine außergewöhnliche Dynamik. Teiche, kleinere Wasserläufe südlich und östlich der Residenzstadt waren in ein großartiges System der Landschaftsarchitektur mit Wasser als integrierendem Element vereinigt. Teichkaskaden, Bachbette und Oberwassergerinne, Mühlen und Fischereien, Alleen, Baumgärten, Brücken, Lusthäuser, all dies bildete eine beinahe magisch anmutende Landschaft.

Auf der Portz Insel (heute: Neuer Teich) entstand im 17. Jahrhundert ein Lusthaus mit einem Ziergarten und einem Wildgehege. Das Inselgelände erreichte man über die wunderschöne Brücke, die mit der 2,5 Kilometer langen Allee verbunden war. Dieses einzigartige architektonische Werk wurde noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Historikern als Landschaftsjuwel außerordentlicher Schönheit bezeichnet. Das Areal war mit Gärten und kultiviertem Gewächs umgeben und den Mikulover Fürsten diente als Ort der Vergnügung, Erholung und Repräsentation.

Die heutige Halbinsel, auf der sich der beschriebene Komplex befindet, war früher eine Insel, die dieselbe Bezeichnung wie der Portz-Teich trug, bzw. neu auch als Stille Insel bezeichnet wurde. Die Wasserfläche, die sie damals umgab, war im Vergleich zur heutigen Ausdehnung des Teiches ungefähr doppelt so groß. Im Urbar vom Jahre 1629 wird das Gebäude als Lusthaus bezeichnet, es war mit einer Einfriedungsmauer mit Bastionen umschlossen, und die gegenüberliegenden Objekte, Betriebs- und Wohnhäuser, waren ursprünglich mit dem Lusthaus mit einem unterirdischen Gang verbunden. Diese „paradiesische“ Insel war einst mit dem Festland mit einer aufwändigen Brücke mit zahlreichen Backsteinbögen verbunden, die leider fast vollständig in Vergessenheit geriet. Der gesamte, mit einer Mauer mit Eckbastionen umgebene Baukomplex, wird auch in der ersten militärischen Karte aus den Jahren 1764-1768 dargestellt. Zum Insel-Lusthaus gehörten auch auf dem Ufer errichtete Fischhälterungen mit einer Fischerei.

Der goldenen Ära des gesamten Geländes mit dem Lusthaus wurde plötzlich ein Ende infolge einer Trockenlegung des Portz-Teiches und Erbauung der Eisenbahn nach Mikulov im Jahre 1872 gesetzt. Die Brücke verlor definitiv ihren Zweck; sie diente allerdings nach wie vor als Übergang über den Rybniční-Teich. Obwohl der Portz-Teich im nördlichen Bereich der Insel erneuert wurde, die Eisenbahnstrecke, die seine Beflutung im ursprünglichen Umfang nicht erlaubte, machte die südliche Partie des Portz-Teichs lediglich zu Moorwald und Moorwiese bzw. die Insel zur Halbinsel, und die im Grunde genommen unnützliche Brücke verlor ihre bisherige Instandhaltung. Nur dank der heutzutage unerreichbaren Backsteinqualität und der hohen handwerklichen Geschicklichkeit der Mikulover Ziegelbrenner im 17. Jahrhundert konnte die Brücke bis heute erhalten bleiben. Wegen der Unzugänglichkeit des gesamten Geländes während der 40 Jahre des totalitären Regimes kam die in den Jahren 2019 bis 2020 durchgeführte Rekonstruktion im letzten Moment.

Nach Ihrer Blütezeit über ungefähr 250 Jahren begann der allmähliche Niedergang der komponierten Landschaft. 1855 legte man den Teich trocken, 1872 folgte der Bau der Eisenbahnstrecke. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Portz-Teich zwar im nördlichen Bereich erneuert. Ein schriftlicher Vermerk eines hohen Besuchs aus dem englischen Windsor im Heimatbuch Nikolsburg vom Jahre 1937 belegt, dass die Insel bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs sorgfältig instand gehalten wurde. Es war zwar nicht zum ersten, allerdings zum letzten Mal, dass die Familie Dietrichstein auf der Insel bedeutende europäische Herrscher empfang. Im Jahre 1938 war die Insel nur noch von ihrem Verwalter bewohnt, und nach 1945 wurde das gesamte Gebiet zum Bestandteil einer streng überwachten Grenzzone. Erst nach Zugänglichmachung dieses Gebietes, im Jahre 1995, wurde das Lusthaus mit seinem gesamten Gelände zum Kulturdenkmal erklärt, und nach 2003 begann seine allmähliche Erneuerung, die bis heute verläuft. Das Lusthaus befindet sich derzeit in privaten Händen.

Gründer des Insel-Areals
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Inv. Nr. PORT_00000091_02.

Sein vermutlicher Gründer, Franz Seraph Kardinal von Dietrichstein, hat dieses Areal irgendwann nach seiner Übernahme der Mikulover Domäne nach dem Ableben seines Bruders Maximilian im Jahre 1611 errichten lassen. Vom Jahre 1629 datiert eine Abschrift des Urbars der Mikulover Domäne, in der die Portz Insel an mehreren Stellen erstmals erwähnt wird. In vorherigen Urbaren finden wir dagegen über das Portz-Gelände keine Eintragungen. Aus dem 1629er Urbar wissen wir, dass sich ein Lusthaus, ein mit Kunstwerken gezierter Lustgarten, ein Obst- und Gemüsegarten sowie eine Eisgrube gegen Ende des ersten Drittels des 17. Jahrhunderts auf der Portz Insel befanden. Im nach dem Tode des Maximilian II. von Dietrichstein, dem Neffen des Franz Seraph Kardinals von Dietrichstein, abgefassten Urbar vom Jahre 1655, heißt es: „Lust- und Ziergarten genannt auf dem Porz mit Blumenware und allerhand Baumen geziert, allwo auch ein Lusthaus vorhanden“.

Franz Seraph Kardinal von Dietrichstein ist eine allgemein bekannte Persönlichkeit der mitteleuropäischen Geschichte der Frühen Neuzeit. Gezielt und bewusst setzte er in Mähren zeitgemäße Konzepte der italienischen rekatholisierenden Kultur um, mit denen er gut vertraut war. Der Geistliche ließ etliche sakrale Bauten in Mikulov errichten, unter anderem Loreto und das Areal des Kreuzwegs auf den Heiligen Berg. Das Lusthaus mit seiner Einfriedung, begleitet von weiteren Gebäuden und opulenten Gärten, sollte auf die Großartigkeit und Noblesse seines Bauherrn, des Fürsten, hinweisen, der sich in der Gesellschaft der höchsten sowohl kirchlichen als auch weltlichen Würdenträger der katholischen Welt bewegte.

Ruine eines Wirtschaftsgebäudes

Am östlichen Ufer der Insel befand sich ein Wirtschaftsgebäude. Da es nur in Torso erhalten blieb, können wir sein Erscheinungsbild vom 17. Jahrhundert nur hypothetisch rekonstruieren. In der Inselkarte vom Jahre 1785 wird hier ein Gebäude mit einem sehr engen lang gestreckten Grundriss dargestellt, der der Seitenlänge des gegenüberliegenden Bastionplateaus entspricht. Zurzeit befindet sich hier nur noch eine Ruine eines zweistöckigen Gebäudes, an das eine Außenmauer eines einstöckigen Wirtschaftsgebäudes in südlicher Richtung anknüpft. Das Wirtschaftsgebäude wurde der Einfriedungsmauer der Insel angefügt, wobei weitere Wirtschaftsgebäude später an die Einfriedungsmauer angebaut wurden. Am Mauertorso des einstöckigen Wirtschaftsgebäudes sind Reste von Sgraffitoverputz und Verputzchambranen und einige bemerkenswerte Elemente, vor allem eingemauerte Rundfensteröffnungen im Erdgeschoss der östlichen, zum See orientierten Stirnwand ersichtlich.

Historischer Plan

Historischer Plan mit Darstellung der möglichen Gestaltung der Insel bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Insel als Ort des Amüsements der Aristokraten wird bereits im 1629er Urbar der Mikulover Domäne belegt, in dem das Lusthaus auf der Insel und insbesondere der umliegende Ziergarten beschrieben sind. Ein bedeutsames Ereignis hat das Lusthaus auf der Portz Insel, damals sicherlich bereits mit einer Brücke, im Juli 1672 erlebt. Im Rahmen der Vorbereitungen für den Besuch des Kaisers Leopold I. schreibt der Fürst Dietrichstein in seiner Weisung an den Mikulover Stadthauptmann, dass er auf die kleine Brücke auf die Insel Bruchkies („allerdings keine großen Stücke“) aufschütten lassen soll.
Quelle: MZA, F18-Fonds, Hauptregistratur der Dietrichsteiner in Mikulov, Historischer Plan mit Darstellung der möglichen Gestaltung der Insel bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, nicht datiert, Karte 148. Nachgestaltet.

In der Region rund um die Portz Insel kam es seit dem 17. Jahrhundert zu häufigen Änderungen des Grenzverlaufs zwischen dem Staatsgebiet unseres Landes und Österreichs.

Diese Grenze steckte zugleich die Grenze zwischen der Mikulover Domäne und der österreichischen Herrschaft Steinebrunn ab. Als die beiden Domänen in den Besitz von Franz Seraph Kardinal von Dietrichstein kamen, wurde die politische und Besitzgrenze lediglich zu einer theoretischen Markierung, die allerdings eine hohe symbolische Bedeutung hatte. Es kam nämlich dadurch zur Erfüllung der Ambitionen des Fürstenhauses Dietrichstein.